Hunde kommunizieren körpersprachlich. Klar, weiß man ja!
Nonverbale Hundeerziehung gibt es, und „hündisch“ als Fremdsprache. Der ambitionierte Hundehalter, so bekommt man den Eindruck, muss erst mal ordentlich Vokabeln pauken, bevor er das nächste Mal mit seinem Hund ein Gespräch anfängt. Wie? Ein Gespräch? Das soll man doch gerade nicht, oder? So viel reden immer. Das versteht doch der Hund eh alles nicht und dann kann er auch gar nicht mehr unterscheiden, ob er gemeint ist, oder ob sein Mensch gerade übers Wetter lamentiert.
Was ist das denn genau, ein Gespräch? Der Duden sagt: “ein mündlicher Gedankenaustausch in Rede und Gegenrede über ein bestimmtes Thema“. Okay, mündlich wäre dann in diesem Fall wirklich eher einseitig. Und ein Austausch ist es ja nun auch nicht, wenn der Mensch seinem Hund einen Vortrag darüber hält, dass sie jetzt aber mal wirklich nach Hause müssen und der Hund in der Zeit gerade sehr intensiv ein Mauseloch inspiziert. Aber wenn der Mensch dann „Hier“ ruft, wovon er sicher weiß, dass sein Hund das versteht, und er außerdem weiß, dass sein Hund keine Probleme mit dem Gehör hat – und der Hund schielt mal kurz rüber und schnüffelt dann umso konzentrierter weiter, dann kann man ja schon von einem Austausch von Meinungen sprechen. Der Mensch äußert seine Meinung darüber, dass er nun gehen möchte und der Hund äußert seine Meinung darüber, dass es ihm gerade anders geht. Wir führen also sehr wohl „Gespräche“ mit unseren Hunden, nur Wörter spielen dabei nicht so eine große Rolle.
Ich persönlich rede mit meinen Hunden gern in ganzen Sätzen. Ich sage so Sachen wie: “Geh doch mal weg da jetzt!“ Dann gehen sie zur Seite .Oder „Komm bitte mal hierhin!“ Dann kommen sie. Oder ich sage: „Sag mal, muss das sein?“ Dann lassen sie, was sie gerade tun. Manchmal sage ich auch „Und was sagst du dazu?“ Dann flippen sie aus vor Witzigkeit. Aber wieso? Hunde verstehen doch keine ganzen Sätze! Stimmt, tun sie nicht. Aber mein Körper sagt in diesen Momenten genau das was ich meine. Und das Entscheidende ist, dass Hunde tatsächlich die Informationen, die unsere Körper ihnen geben, höher bewerten als das, was wir sagen. Und um mal bei der Wahrheit zu bleiben – wenn meine Hunde gerade anderer Meinung sind als ich, gucken sie manchmal auch einfach weg. Wenn sie aber aufpassen, kann ich ihnen das alles auch sagen ohne, dass ein Wort über meine Lippen kommt. Das mache ich auch ab und zu, ich schätze nämlich unter anderem sehr an meinen Hunden, dass ich nicht mit ihnen reden muss.
Was ist denn jetzt aber dran an der ganzen Sache? Müssen wir lernen, wie ein Hund zu kommunizieren? Nein, aber wir müssen uns ab und zu dran erinnern, wieder wie ein Mensch zu kommunizieren. Und zwar, wie ein Mensch, der nicht – wie die meisten von uns – daran gewöhnt ist, Informationen hauptsächlich als reinen Datensatz aufzunehmen. Entweder akustisch, oder visuell über geschriebene Wörter oder Bilder. Ganz ohne Körper, weil der sitzt dabei häufig ziemlich unbeweglich. Wenn uns das gelingt, passt auf einmal das, was unser Körper sagt, wieder zu dem, was wir meinen. Und dann kann es tatsächlich mal ganz still werden zwischen Mensch und Hund und es können ziemlich interessante Gespräche entstehen.
Lisa Pinsdorf